Zentralperspektive in der Sowjetzeit. Zur Archäologie des Dispositivs
Die von der russischen Kunstavantgarde der 1910-1920er ex negativo theoretisch instrumentalisierte Linearperspektive wurde in den sowjetischen Bildmedien der 1930er Jahren zu neuer ideologischen Wirkung gebracht. Diese Wirkung sollte in ihrer Subjektfunktion und in ihren Repräsentationseffekten liegen und zur medialen Konstitution der sowjetischen Welt mit ihrer Teleologie und der humanistischen Fiktion des befreiten, über seine Produktionsmittel und Arbeitserzeugnisse bestimmenden Arbeiters beitragen. Die Reaktivierung der Zentralperspektive wurde, der Dissertationsthese nach, massgeblich durch vorangegangene intensive bildtheoretische Auseinandersetzung mit dem perspektivischen Dispositiv vorbereitet.
Die beiden Schwerpunkte des Dissertationsprojektes liegen auf der modernistischen Kritik und auf der Rekonstruktion der Zentralperspektive im Verlauf der ersten Fünfjahrespläne. Der erste Teil fokussiert sich auf den bildtheoretischen und ideologischen Aspekten der russischen perspektivkritischen Texte der 1910-1920er. Im zweiten Teil wird an exemplarischem Bildmaterial nach formaler, inhaltlicher und ideologischer Dynamik der zentralperspektivischen Figurationen des Raumes und der Subjektivität in den sowjetischen Bildmedien der Industrialisierungszeit (1927-1941) gefragt, sowie nach ihren kunsthistorischen Referenzen, die im neuen medialen und politökonomischen Kontext nur archäologisch gefasst werden können. Besonderes Interesse verdient in diesem Aspekt die stalinistische Kampagne der Erforschung und Aneignung des klassischen Erbes, die in den 1930ern die Wiederkehr der Zentralperspektive mit ihrem Anspruch auf die Wahrhaftigkeit der Darstellung berechtigte. Trotz der allgemeinen ästhetischen Orientierung der Bildproduktion 1930er auf die klassischen Formen, scheint es nötig gewesen zu sein, nach neuen Begründungen der Perspektive in den modernistischen Diskursen zu suchen.
Die beiden Schwerpunkte des Dissertationsprojektes liegen auf der modernistischen Kritik und auf der Rekonstruktion der Zentralperspektive im Verlauf der ersten Fünfjahrespläne. Der erste Teil fokussiert sich auf den bildtheoretischen und ideologischen Aspekten der russischen perspektivkritischen Texte der 1910-1920er. Im zweiten Teil wird an exemplarischem Bildmaterial nach formaler, inhaltlicher und ideologischer Dynamik der zentralperspektivischen Figurationen des Raumes und der Subjektivität in den sowjetischen Bildmedien der Industrialisierungszeit (1927-1941) gefragt, sowie nach ihren kunsthistorischen Referenzen, die im neuen medialen und politökonomischen Kontext nur archäologisch gefasst werden können. Besonderes Interesse verdient in diesem Aspekt die stalinistische Kampagne der Erforschung und Aneignung des klassischen Erbes, die in den 1930ern die Wiederkehr der Zentralperspektive mit ihrem Anspruch auf die Wahrhaftigkeit der Darstellung berechtigte. Trotz der allgemeinen ästhetischen Orientierung der Bildproduktion 1930er auf die klassischen Formen, scheint es nötig gewesen zu sein, nach neuen Begründungen der Perspektive in den modernistischen Diskursen zu suchen.